Nachschulung für alkoholauffällige Verkehrsteilnehmer
Wenn Personen zur ersten Einheit einer verkehrspsychologischen Nachschulung zu uns kommen, können immer wieder ähnliche Erwartungen bzw. Befürchtungen festgestellt werden. Es ist eine große Unsicherheit zu spüren, dass man in diesen Sitzungen als „Alkoholiker“ abgestempelt wird. Weiters wird oft befürchtet, dass man über Verkehrszeichen ausgefragt wird und gewisse Tests eventuell nicht besteht. Auch herrscht bei einigen der Grundtenor vor, dass es sich von vornherein nur um eine „Abzocke“ des Staates handle und eine reine Schikane darstelle.
Was passiert nun aber wirklich bei einer Nachschulung, welche Themen werden behandelt?
Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass seit Einführung der Nachschulungen (ab einem Promillewert von 1,2) seit 1997 die Rückfallquote um die Hälfte von 40 % auf ca. 20 % reduziert werden konnte. Damit ist es gelungen, einen wesentlichen Beitrag zu leisten, um eine Einstellung- uns Verhaltensveränderung bezüglich Alkohol im Straßenverkehr zu bewirken.
Dies kann nur dann erreicht werden, wenn im Kurs die Möglichkeit geboten wird, dass jeder Verantwortung über die Deliktfahrt übernimmt und bereit ist, daraus zukünftig Konsequenzen zu ziehen. Es sollen schlussendlich keine äußeren Einflüsse für die Führerscheinabnahme (Pech, Exekutive, anonyme Anzeige,…) verantwortlich gemacht werden, sondern ein Prozess stattgefunden haben, bei dem jeder seine Anteile erkennen konnte, die zum Entzug der Lenkberechtigung geführt haben.
Viele kommen auch mit einem gewissen Schamgefühl in die Nachschulung und können nicht begreifen, warum Ihnen dass passieren musste. Tatsache ist, dass keiner davor gefeit ist, in diese missliche Lage zu kommen. Selbstzweifel sind dann der falsche Weg. Viel mehr soll jeder nach der Nachschulung optimistisch in die Zukunft blicken können, dass man nicht mehr in diese Lage gelangen wird und gelernt hat, zukünftig die Kontrolle über sein Verhalten zu übernehmen.
Wie ist es nun zum Führerscheinentzug gekommen?
Bei einigen Kursteilnehmern war es tatsächlich nur ein „Ausrutscher“ und man hat bisher Fahrten unter Alkoholeinfluss vermieden. Dann bietet die Nachschulung die Möglichkeit, diese grundsätzliche Einstellung zu festigen.
Themen wie
- Auswirkungen des Alkohols auf das Fahrverhalten
- Promillerechnungen
- Restalkohol
- konkrete Lösungsstrategien, um Alkohol und Autofahren zukünftig strikt zu trennen
sollen eine Umsetzung ins zukünftige Verhalten bewirken.
Für manche bietet der Führerscheinentzug – so schmerzlich diese Erfahrung auch ist- die Chance, über den Lebensstil und/oder Trinkgewohnheiten generell nachzudenken und eine Veränderung herbeizuführen.
Ein missbräuchlicher Umgang mit der Substanz Alkohol (keine Abhängigkeit) besteht bei 13% der erwachsenen österreichischen Bevölkerung. Der Führerscheinentzug kann ein Warnsignal darstellen, auf dem falschen Weg zu sein und noch einmal die Möglichkeit darstellen, eine Umkehr einzuleiten. Die Ursachen für einen erhöhten Alkoholkonsum können vielschichtig sein.
Am häufigsten (70%) sind es emotionale Belastungen, die zu einem übermäßigen Alkoholkonsum führen können. Man merkt die beruhigende Wirkung von Alkohol und übersieht dabei, dass in letzter Zeit die Menge an konsumierten Alkohol gestiegen ist. Auslöser kann jetzt beruflicher Stress, Überlastung durch einen familiären Pflegefall, Scheidung und ähnliche Situationen sein.
Bei 20% spielt das soziale Umfeld eine gewichtige Rolle, dass es zu einem übermäßigen Alkoholkonsum gekommen ist. Hier sind z.B Personen von gewissen Berufsgruppen gefährdet (Berufe im Gastgewerbe, teilweise noch am Bau, Landwirte, Weinbauern, etc.), bei denen es üblich ist, über den Tag verteilt, Alkohol zu trinken.
Der Rest verteilt sich auf andere individuelle Lebensformen, die zu einem Alkoholkonsum über der Harmlosigkeitsgrenze geführt haben. Die Nachschulung bietet nun die Möglichkeit, sich Zeit zu nehmen, um darüber nachzudenken, welchen Stellenwert das Thema Alkohol für jeden Einzelnen eingenommen hat.
Es werden Alternativen gesucht, um z.B. andere Formen der Entspannung einzusetzen. In einem vertrauten Rahmen, wo alle mit der gleichen Problematik befasst sind (Verschwiegenheitspflicht!), lassen sich leichter Strategien entwickeln, als im Alltag, der uns mit seinen Verpflichtungen für diese Gedanken keine Zeit lässt.
Im Idealfall bewirkt dann die Nachschulung nicht nur das Wiedererlangen des Führerscheins, sondern neben einer Einstellungs- und Verhaltensveränderung auch eine Verbesserung der Lebensqualität.